Wird man so in fünfzehn Jahren über ein Comeback von Harvey Weinstein reden? Zwei RedakteurInnen der Seite
verhandeln in einem Gespräch, ob man bei dem Musiker
Bertrand Cantat, der gerade ein neues Album herausbringt, den
Künstler vom Totschläger trennen kann. Cantat hatte 2003 seine Lebensgefährtin Marie Trintignant erschlagen. Nadia Daam und Éric Nahon unterhalten sich vor allem über den medialen Umgang mit Cantats Neustart in Frankreich. Daam meint: "Der Botschafter ist genauso wichtig wie die Botschaft … Er versucht sich zu
normalisieren. Das ist eine
Strategie. Und ziemlich gerissen von ihm, weil er bekannt war für die politische Schlagkraft seiner Songs. Es ist eine Art und Weise, uns zu sagen: Ich bin
derselbe wie vorher. Ist er nicht, denn in der Zwischenzeit hat er mit seinen Fäusten eine Frau umgebracht." Ihr Kollege Nahon meint: "Was würde ich an seiner Stelle tun?
Klempner werden? Roadie? Wahrscheinlich nicht … Und ehrlich, kein Mensch wäre gern an seiner Stelle. Ich verstehe, dass Cantat wieder Musik macht. Was denn sonst? Darum geht es doch heute: Muss man akzeptieren, dass sich ein Mann, der eine Frau umgebracht hat, wieder in der
öffentlichen Kunstsphäre bewegt? Ich persönlich halte mir die Möglichkeit offen, mich von seiner Musik berühren zu lassen …Trotzdem kann ich seine brutale Tat nicht aus meinem Gedächtnis löschen. Das steht fest."
Außerdem zu
lesen ist ein höchst opulent (und appetitanregend) bebildertes Porträt von Starkoch
Alain Ducasse, über den gerade ein Dokumentarfilm gedreht wurde.