Günter Seuren

Jenseits von Wimbledon

Roman
Cover: Jenseits von Wimbledon
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783821808710
Gebunden, 216 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

"Das ist überhaupt das Geheimnis des Sports. Man sitzt vor dem Bildschirm, glaubt sich in Sicherheit, und plötzlich explodiert in einer Sprunggrube der Sand, weil ein Weltmeister einschlägt. Ich kann nicht genug kriegen von der Magie eines einschlagenden Körpers oder Fußballs, vielleicht bin ich unheilbar süchtig. Ich weiß nicht, wohin das führt." Und tatsächlich läßt sich der sportsüchtige Ich-Erzähler von seiner Obsession zu einer folgenschweren Tat verleiten: Er entführt die beste Tennisspielerin Deutschlands, das weibliche Idol der Nation und versteckt sich mit ihr in einer maroden Villa an einem See. Und während die Öffentlichkeit fieberhaft nach der verschwundenen Vorhandprinzessin fahndet, kommen sich Entführer und Entführte unvergesslich nahe. Zumal die ansonsten so kühle Blonde gar nicht daran zu denken scheint, in den Schoß ihrer Familie zurückzukehren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.03.2003

Der Rezensent Kai Martin Wiegandt konnte sich vorzüglich entspannen bei Seurens "Wellness-Roman". Diese Hommage an Steffi Graf könnte das "Transkript einer Tonbandaufzeichnung" sein, so atemlos berichtet der sportbegeisterte Erzähler von den Ereignissen, meint Wiegandt. Für den Rezensenten bleibt in Seurens Buch immer "schiere Bewunderung fürs Idol spürbar" - deswegen sei es auch nur zum Teil Satire, vielmehr jedoch eine "Mischung aus Idylle und Lachtraining". Fast neidisch stellt Wiegandt fest: "So ein Buch hat sich die beste Tennisspielerin Deutschlands erst einmal verdienen müssen". Er empfiehlt Seurens "spärlich getarnte Wunscherfüllungsfantasie" dann auch fast uneingeschränkt - nur die Auflösung der Geschichte sei zu sehr "billiger Effekt", kritisiert Wiegandt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.06.2002

Wird dieser Autor wirklich demnächst 70?? Dieter Hildebrandt kann's nicht fassen: "So frech und witzig schreiben alte Herren nicht, es sei denn, sie hießen Voltaire." Die Geistesgegenwart eines poetischen Ironikers attestiert er Seuren, einen echten Athleten-Atem (200 Seiten erstklassige Prosa- Rhapsody!) und das kriminalistische Gespür und die Pointensicherheit eines Damon Runyon. Und dann noch dies: "Seuren gibt der Nation ihre Steffi (Graf) zurück, das Wunderkind ... die Göttin der Grundlinie", entreißt sie den Fängen der Werbung, indem er sie - ausgerechnet - in diejenigen eines Fans gibt. Die Geschichte schlägt Volten, gut, aber wie hier erzählt wird! Hildebrandt feiert die Wiederentdeckung eines "altmodischen Worts und Talents", der Suada. Das mäandert, wirbelt (taucht da nicht Tristram Shandy auf?) und rauscht. Und arbeitet sich ab, eine Don Quichotterie, als "Schadenfreude am eigenen Denken" und nicht etwa als Satire (wie der Verlag glaubt), denn so etwas gibt es nicht mehr, versichert Hildebrandt.
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