30.09.2023 Die FR ist begeistert von Milo Raus Essay "Die Rückeroberung der Zukunft", das revolutionäre Funken sprüht. Christopher Clark gelingt mit seiner Abhandlung über die europaweiten 1848er-Aufstände gegen die Monarchie mal wieder eine perfekte Mischung aus fachlich fundiertem Wälzer und Pageturner, lobt die SZ. Der Dlf schätzt die Sensibilität, mit der Alexander Kielland Krag in seinem Jugendbuch "Nur ein wenig Angst" aus der Perspektive eines Teenagers mit Angststörung schreibt. Und Dlf Kultur würde sich in die poetische "Wucht und Zartheit", mit der Marica Bodrozic in ihrem Roman "Von der Liebe der Tiere" erzählt, am liebsten hineinlegen.
29.09.2023 Mit Spannung liest die FAZ Simon Parkins Darstellung des Schicksals der im Ersten Weltkrieg im britischen Lager Hutchinson internierten Künstler. Die SZ würde Milo Rau gern vor seinem eigenen Radikalismus-Pathos in Schutz nehmen. Der Dlf staunt, wie die südkoreanische Dichterin Don Mee Choi koloniale Strukturen in Lyrik, Bilder und Zeichnungen übersetzt. Dlf Kultur springt mit Per Molander und Virginia Woolf zwischen Literatur und Physik hin und her. Mit Ines Bayard sehnt er sich in Steglitz nach Stille.
28.09.2023 Die Welt rumpelt sanft mit Karl Schlögel, dem großen Historiker der Räumlichkeit, durch die "American Matrix". Die FAZ sehnt sich bei der Lektüre von Lea Bonaseras klimakämpferischem Aufruf "Die Zeit für Mut ist jetzt!" nach John Rawls. Dlf Kultur verneigt sich vor einer Schmerzensmutter ohne Heiligenschein, die Margrete Steckel auf grad mal 50 Seiten in "Mutterrache" porträtiert. Und sie folgt Helge Timmerberg nüchtern, aber angeregt auf seiner Reise in die Welt des Cannabis.
27.09.2023 Die FAZ lernt von Marcus Willaschek, wie man den erodierenden Universalismus mit Kant auffrischt. Die FR durchlebt mit Melba Escobars "Die Mutter" den Terror in Bogotá. Die NZZ flaniert mit Birgit Schönau am Tiber entlang durch die Geschichte Roms. Dlf Kultur beugt sich mit Roma Agrawals "Nägel mit Köpfen" über sieben Erfindungen, die die Welt bis heute verändern.
26.09.2023 Diaty Diallos Roman "Zwei Sekunden brennende Luft" über
Polizeigewalt und Rassismus im Pariser Banlieu ist das Buch zu Stunde und noch mehr, jubelt der
Dlf.
Dlf Kultur freut sich
über die Veröffentlichung zweier Texte der russischen Dichterin
Darja Serenko. Die
SZ liest mit Gewinn
Iris Därmanns Buch über den Zusammenhang von
Kolonialismus und Sadismus. Und die enthusiastische
FR möchte in
Thomas Hettches dichter Gedankenwelt im neuen Roman "Sinkende Sterne" am liebsten wohnen.
25.09.2023 Die SZ jubelt nach der Lektüre von Goran Vojnovics Roman "18 Kilometer bis Ljubljana": Das ist Weltliteratur! Außerdem liest sie mit Grete Rebstocks Studie über sowjetische Zwangsarbeiter im NS-Regime einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung gleich zweier Unrechtsregime. Die FAZ tritt mit der vom iranischen Künstler Mehrdad Zaeri illustrierten Neuausgabe von "Krabat" ohne Zögern noch einmal über die Schwelle der schwarzmagischen Mühle in der Lausitz. Dlf Kultur lernt mit "Eine Geschichte von Genuss und Gewalt" viel Interessantes über Kaffee.
23.09.2023 Die FAZ staunt, wie Helgard Haug in ihrem Roman "All right. Good night" zwei scheinbar disparate Ereignisse - das Verschwinden eines Flugzeug und das Verschwinden des Gedächtnisses des Vaters - zu überblenden weiß. Die taz liest mit Gewinn Christoph Wimmers Reportage über über die kurdische Region Rojava: "Land der Utopie?" Die SZ lobt die geniale Präzision Terezia Moras.
22.09.2023 Die NZZ verliebt sich mit Linus Reichlin in einen "Hund, der nur Englisch sprach". Der Dlf schwelgt in Lawrence Ferlinghettis Gedichtband "Angefangen mit San Francisco". Die FR lässt sich von Roy Jacobsen ins von den Deutschen besetzte Oslo führen, wo eine Gruppe Jugendlicher zu überleben versucht. Die FAZ lernt von Eduardo Kohn und dem ecuadorianischen Stamm der Runa, "Wie Wälder denken". Die SZ empfiehlt eine deutsche Revolutionsgeschichte von Heinrich August Winkler.
21.09.2023 Die FAZ amüsiert sich mit Enzensbergers "Leichten Gedichten". Dlf Kultur taucht ein in Anke Feuchtenbergers fantastischen Comic "Genossin Kuckuck" über eine Dorfjugend zu DDR-Zeiten. Die FR freut sich über die zivile Lässigkeit von Ulrike Sterblichs Roman "Drifter". Die Zeit unternimmt eine faszinierende Reise durch Amerika mit Richards Ford Held Frank Bascombe.
20.09.2023 Seirian Sumner versöhnt die FAZ mit den Wespen, die nicht nur nerven, sondern tatsächlich auch sehr nützlich sind. Die FR bewundert die kunstlose Kunst von Uwe Timms "Alle meine Geister". Die SZ freut sich über "Holly", einen astreinen Krimi von Stephen King. Dlf Kultur wärmt sich an Gedichten von Wolf Wondratschek.
19.09.2023 Die FAZ vertieft sich gerne in Thomas Hettches neuen Roman "Sinkende Sterne", indem es um die Kindheit des Autors, aber eigentlich um das Schreiben selbst geht. Der Dlf bewundert, wie Irene Langemann in ihrem Debüt "Das Gedächtnis der Töchter" die Geschichte einer Mennoniten-Familie in Russland über mehrere Generationen verfolgt. Außerdem macht er sich mit Jean-Claude Mourlevats Kinderbuch "Jefferson" auf die Suche nach einer verschwundenen Häsin. Marion Poschmann schlägt in "Chor der Erinnyen" düstere aber auch naturromantische Töne an, freut sich Dlf Kultur.
18.09.2023 Kurzweilig wie einen Filmplot erzählt Bernd Ziesemer in seinem Buch "Maos deutscher Topagent" das Leben des Lobbyisten und Geheimagenten Gerhard Flatow, freut sich die FAZ. Außerdem lauscht sie gerne, wenn Nina Hoss die Figuren aus Katherine Mansfields "In einer deutschen Pension" mit ihrer Stimme zum Leben erweckt. Die Welt sucht Trost in den Gedichten der britischen Sängerin Arlo Parks. Und die FR verfolgt gebannt, wie sich in Laurent Mauvigniers neuem Roman "Geschichten der Nacht" eine französische Provinzidylle in einen Alptraum verwandelt.
16.09.2023 Die FR bewundert die Dichtkunst Christine Lavants. Die FAZ erwartet mit Thomas von Steinaeckers "Privilegierten" die Apokalypse. Die SZ ruft mit Adam Soboczynski den Deutschen zu: Heult mal leiser. Die NZZ lernt von Otfried Höffe "Die hohe Kunst des Verzichts". Die taz taucht mit Helene Maimanns "Der leuchtende Stern" ins Milieu des kommunistischen jüdischen Widerstands in Österreich gegen die Nazis ein.
15.09.2023 "Lasst uns Ludwig Fels lesen", ruft Artur Becker in der FR, der den Vergleich mit Seamus Heaney oder Wislawa Szymborska nicht scheut. Die NZZ empfindet bei Walter Isaacsons Musk sowohl Unbehagen als auch Faszination. In der FAZ lernt Eckart Conze aus Jürgen Luhs "Der Kronprinz und das Dritte Reich" ein für alle Mal: Der Kronprinz war ein Nazi. Der Deutschalndfunk liest mit leiser Ungeduld eine tausendseitige Biografie über Günter Grass.
14.09.2023 Die FAZ nimmt Navid Kermanis Notizbuch aus der Gesäßtasche. Der Dlf liest beeindruckt Cordelia Edvardsons bildstarke Erinnerungen an ihre Mutter und ihren Abtransport als 14-Jährige nach Auschwitz. Nicht weniger beeindruckt ist Dlf Kultur von dem stark biografischen Roman Russell Franklins über "Hemingways Kind" Gregory/Gloria. Die FR erlebt mit einem 12-jährigen den Bosnienkrieg in Tijan Silas "Radio Sarajewo".
13.09.2023 Die SZ geht vor der Radikalität von Angelika Klüssendorfs "Risse" in die Knie. Die FAZ erlebt mit Xi Xis Roman "Meine Stadt" das Hongkong der 70er Jahre in seiner ganzen Pracht und Ärmlichkeit. Die FR verbeugt sich mit Mieko Kawakami vor all den stillen Helden des Alltags und Liebenden der Nacht. Wie wenig indische Frauen selbst in der Kaste der Brahmanen zu bestimmen haben, lernt die taz mit Geetanjali Shrees "Mai".
12.09.2023 Der Dlf singt Hymnen auf Zoltán Danyis' "Rosenroman", über einen Mann, der aus den jugoslawischen Kriegen eine Zwangsstörung davongetragen hat. Dlf Kultur stellt mit dem in Frankreich wieder entdeckten Manuskript "Krieg" von Louis-Ferdinand Céline einmal aufs Neue fest: dieser war gleichzeitig ein unerträglicher Antisemit und ein literarisches Genie. Die FR freut sich an den scharfsinnigen Verflechtungen in Nora Haddadas Debütroman über eine narzisstische, manipulative Drehbuchautorin.
11.09.2023 Die FR ist hingerissen von Marion Poschmanns neuem Roman "Chor der Erinnyen", in dem Geistergeschichte und feministischer Befreiungskampf zusammenfließen. Die NZZ genießt mit R.C. Sherriff zwei Wochen Sommerfrische in England zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die FAZ schließt sich gerne an, wenn Michael Hüther in seinem Essay "Abschied von der Öffentlichkeit" mehr gesellschaftliche Zusammenarbeit fordert. Und die Welt ist tief bewegt von Carlos Franz' Roman "Das verschwundene Meer" über den Pinochet-Putsch.
09.09.2023 FAS und FAZ bewundern, wie einfühlsam und wütend Wolf Haas von Leben und Tod seiner Mutter erzählt. Die FR feiert den neuen Roman von Navid Kermani, der sie gleich selbst zu Büchern von A bis S greifen lässt. Außerdem empfiehlt sie dringend die neue Ausgabe der Zeitschrift Osteuropa zu Russlands verlorenen Kriegen. Die SZ gerät in einen popkulturellen Drogenrausch mit Norman Oehlers neuem Buch über LSD. Und die taz streift mit Louise Kennedy durch das Nordirland der Siebziger.
08.09.2023 Die FAZ streift mit Tobias Roth durch das Neapel der Renaissance. Entsetzt blickt die FR mit Stephan Lamby auf das Ausmaß der Naivität deutscher Politiker angesichts von Putins Krieg. Die NZZ lässt sich von Raymond Geuss' Kritik am Liberalismus provozieren. Die SZ lauscht mit Fran Lebowitz zwei eloquenten Pandas. Der Dlf hört gerührt zu, wenn Margit Schreiner ein Embryo vom Leben erzählen lässt. Außerdem lernt er Uwe Timm als literatischen Kürschner kennen.
07.09.2023 Die hingerissene SZ lernt in Uwe Timms Roman "Alle meine Geister" mit einem Lehrling im Hamburg der Nachkriegszeit die Grundlagen des Kürschnerhandwerks und die Liebe zum Lesen. Die Zeit schwärmt von der lässigen Meisterschaft, mit der Terezia Mora von Muna erzählt. Dlf Kultur wird mit James Lee Burkes letztem Robicheaux-Krimi noch einmal Zeuge des Kampfs zwischen Gut und Böse in der paradiesischen Landschaft Louisianas. Die FAZ entschwindet in Elena Fischers "Paradise Garden".
06.09.2023 Die SZ ist hin und weg von der Beschwingtheit und erotischen Leichtigkeit, die Anne Serres drei "Gouvernanten" ausstrahlen. Die FAZ schwelgt mit Michel Pastoureau in den Farben dieser Welt. Endlich, ruft die FR, ist Stanislaw Barnaczaks Essayband "Ethik und Poetik" auch auf Deutsch erschienen: vierzig Jahre alt und aktuell wie am ersten Tag. Dlf empfiehlt einen dänischen Klassiker: Tom Kristensens "Absturz".
05.09.2023 Die FAZ fühlt sich mit David Bellos Buch über Georges Perec in die Unvollendeten dieser Welt ein. Außerdem empfiehlt sie Carlos Franz' Roman "Das verschwundene Meer" über die Verschollenen der Pinochet-Diktatur. Die FR ist rundum begeistert von Marcus Willascheks Kant-Biografie. Die SZ begibt sich mit Wolf Haas' neuem Roman "Eigentum" auf Erinnerungsreise. Und Dlf Kultur feiert Sherko Fatahs Roman "Der große Wunsch" über einen Vater, der seine Tochter vor dem IS retten will.
04.09.2023 Die FAZ begibt sich mit William Boyles fünftem Brooklyn-Krimi "Shoot the moonlight out" in ein Netz düsterer Verstrickungen. Mit Frank Stocker feiert sie den 75. Geburtstag der D-Mark - ganz ohne Nostalgie. Stephanie Zloch ist mit ihrer Studie über "Das Wissen der Einwanderungsgesellschaft" ein "starkes Stück historischer Aufklärung" gelungen, freut sich die SZ. Die FR verfolgt in Elfi Conrads Roman "Schneeflocken wie Feuer", wie sich eine junge Frau gegen das Patriarchat auflehnt.
02.09.2023 Welt und Dlf Kultur begleiten Colson Whitehead lässig durchs New York der Siebziger. Die Welt folgt Rachel Yoders „Nightbitch“ außerdem gespannt bei ihrer Verwandlung in eine Hündin. Die taz schöpft dank Igal Avidan Hoffnung auf eine Versöhnung zwischen Juden und Arabern in Israel. Die FR kommt Rin Usamis „Idol in Flammen“ ganz nahe. Dlf folgt in Sherko Fatahs packendem neuen Roman einem Vater auf der Suche nach seiner Tochter, die sich dem IS angeschlossen hat. Und die FAZ verabschiedet sich wehmütig von Michael Kleebergs Charly Renn.
01.09.2023 Die Zeitungen reichen Besprechungen einiger Longlist-Titel nach: Die FR bewundert, wie spannend Angelika Klüssendorf in "Risse" die Revision ihrer Erzählungen gestaltet. Als fesselnde Roadnovel empfiehlt der Dlf Elena Fischers Debütroman „Paradise Garden“. Und Dlf Kultur erkennt in Terézia Moras beklemmendem Roman „Muna oder die Hälfte des Lebens“ einmal mehr: Diese Autorin schenkt ihren Lesern nichts. Die NZZ empfiehlt außerdem die Überlegungen des Politikwissenschaftlers Christopher Blattman zu den Möglichkeiten des Erlangens von Frieden in Kriegszeiten.